
Wie funktioniert EMDR?
EMDR (Eye Movement Desensitization and Reprocessing) ist eine psychotherapeutische Methode, die ursprünglich zur Behandlung von Traumafolgestörungen entwickelt wurde. Der zentrale Mechanismus von EMDR basiert auf bilateraler Stimulation – meist in Form von geführten Augenbewegungen –, während sich der Klient gleichzeitig auf belastende Erinnerungen konzentriert. Durch diese gleichzeitige Aktivierung von Erinnerung und sensorischer Stimulation werden Verarbeitungsprozesse im Gehirn angeregt, die mit der natürlichen Traumaverarbeitung im Schlaf (REM-Phase) vergleichbar sind. Dadurch kann das emotionale Belastungserleben reduziert und die Erinnerung neu „gespeichert“ werden – weniger belastend und besser integriert. Neurobiologisch betrachtet wird vermutet, dass EMDR eine Synchronisierung beider Gehirnhälften fördert und so die Neubewertung und Entkopplung negativer Emotionen von Erinnerungen ermöglicht.
Für wen ist EMDR geeignet?
EMDR ist für Menschen geeignet, die unter psychischen Belastungen aufgrund belastender oder traumatischer Erfahrungen leiden. Dazu zählen nicht nur schwere Traumata wie Unfälle oder Gewalterfahrungen, sondern auch sogenannte „kleine Traumata“ wie Trennungserfahrungen, Mobbing oder chronischer Stress.
Für welche Probleme ist EMDR geeignet?
EMDR wird am häufigsten bei posttraumatischen Belastungsstörungen (PTBS) eingesetzt, ist jedoch auch bei einer Vielzahl anderer psychischer Störungen wirksam. Dazu gehören Angststörungen, Depressionen, Phobien, chronische Schmerzen, psychosomatische Beschwerden sowie Anpassungs- und Belastungsreaktionen. Auch bei der Behandlung von Trauerprozessen, Schuldgefühlen, negativen Selbstbildern und zur Ressourcenstärkung findet EMDR Anwendung. Die Methode wird zunehmend auch im Coaching und in der Leistungssportpsychologie zur Bearbeitung von blockierenden Erfahrungen eingesetzt.
Was sind Kontraindikationen?
Trotz ihrer Wirksamkeit ist EMDR nicht für alle Personen geeignet. Menschen mit akuten Psychosen, schwerer Dissoziation oder instabiler Persönlichkeitsstruktur benötigen zunächst eine stabilisierende Behandlung, bevor EMDR in Betracht gezogen werden kann. Auch bei akuter Selbst- oder Fremdgefährdung ist Vorsicht geboten. Weitere Kontraindikationen können unbehandelte Epilepsie, schwere Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder neurologische Störungen sein, bei denen die bilaterale Stimulation Risiken birgt. Eine sorgfältige diagnostische Abklärung und therapeutische Einschätzung sind daher unerlässlich, um den geeigneten Zeitpunkt und Rahmen für eine EMDR-Therapie festzulegen.